25 Prozent und mehr
Das von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann propagierte Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent ist in der öffentlichen Diskussion zum Symbol überzogener Renditeforderungen geworden. Doch schon lange bevor die Öffentlichkeit durch Ackermann auf die 25% Rendite aufmerksam gemacht geworden ist, war diese bereits eine feste Vorgabe seitens der Fondsmanager an die Unternehmensvorstände.
Im Februar 2007 hat der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, der Wallstreet in New York einen Besuch abgestattet. Er hat bei den Wall-Street-Bankern hinterfragt, wie die magische Zahl von 25 Rendite-Prozent eigentlich zustande kommt. Die Antwort der Banker: Das sei die Mindestrentabilität, die Pensionsfonds aus ihren Beteiligungen herausholen müssten, um die Renten ihrer Mitglieder zu finanzieren. Entsprechend rechtfertigt Hans-Olaf Henkel, der ehemalige IBM-Deutschland-Chef und Ex-BDI-Präsident, die Ansprüche der Fondsmanager: "Die Fondsmanager sind ja keine geldgeilen Manager. Denen treten vielmehr die Menschen in Übersee auf die Füße, weil die von den Erträgen der Fonds in ihrem Ruhesand leben. Und so, wie unsere Rentner Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) bedrängen, die Renten hierzulande anzuheben, so fordern die US-Pensionäre von ihren Pensionsfondsmanagern mehr Rendite."
Pensionsfonds sind aber nicht die Hauptinvestoren in Investmentfonds. Hauptanleger sind vermögende Privatpersonen, Unternehmen, Institutionen und auch Staatsfonds. Dennoch wagt es kein verantwortlicher Politiker, die gängige, aber falsche Behauptung über die Ansprüche von Pensionskassen in Zweifel zu ziehen oder gar die Angemessenheit von überzogenen Kapitalrenditen zu hinterfragen. Niemand weist daraufhin, dass die Fondsmanager bis zu einem Drittel der Einlagen in die Fonds für ihre eigene Vergütung abzweigen und deshalb hohe Renditen auf die verbleibenden Mittel erforderlich sind, um den Investoren eine marginal höhere Rendite als dem Leitzinssatz der Zentralbanken auszahlen zu können. In "Geld arbeitet nicht" wird aufgezeigt, dass die grenzenlose Gier der Finanzmanager von der Politik als gottgegebenes Naturereignis akzeptiert und tabuisiert wird.
Einem Bericht der Deutschen Bundesbank von Januar 2009 mit dem Titel " Hochgerechnete Angaben aus Jahresabschlüssen deutscher Unternehmen von 1994 bis 2007" lässt sich entnehmen, welche Eigenkapitalrenditen die deutschen Unternehmen erwirtschaften:
EK-Rendite 1994 - 2006 | |
alle Unternehmen | 31,74% |
Einzelhandel | 93,98% |
Baugewerbe | 87,78% |
Unternehmensnahe Dienstleistungen* | 85,81% |
Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik | 78,32% |
Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen* | 69,30% |
Papier-, Verlags- und Druckgewerbe | 40,24% |
Großhandel und Handelsvermittlung | 34,12% |
Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) | 33,53% |
Ernährungsgewerbe | 32,23% |
Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen | 31,80% |
Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren | 31,48% |
Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden | 27,83% |
Maschinenbau | 27,71% |
Textil- und Bekleidungsgewerbe | 26,52% |
Verkehr ohne Eisenbahnen | 21,12% |
Herstellung von chemischen Erzeugnissen | 20,43% |
Herstellung von Büromasch., Datenverarbeitungsgeräten | 15,86% |
Fahrzeugbau | 4,70% |
* Mittelwert 1997 - 2006 |
Diese Zahlen der Bundesbank weisen die seit Jahren realisierte Eigenkapitalrendite der deutschen Unternehmen aus. Herr Ackermann hat mit seiner Forderung nach 25 Prozent Eigenkapitalrendite für die Deutsche Bank nur das gefordert, was in anderen Unternehmen längst Realität ist.