In der Finanzwirtschaft werden mit Horten und Umverteilen von Geld keine Werte geschaffen.
Nur selten finden sich in der Presse Artikel, in denen dieser Umstand offen angesprochen wird. Eines der wenigen Beispiele ist der Artikel "So viele Banker - so wenig Mehrwert" in der Financial Times online. Dieser Artikel belegt, dass man in der Finanzwirtschaft "vom Lotto-Prinzip nicht mehr weit entfernt" ist.
In "Geld arbeitet nicht" wird aufgezeigt, dass in der Finanzwirtschaft Geldmengen in Form von geldäquivalenten Wertpapieren in kaum vorstellbarer Größenordnung gehortet werden. Bestand und Handelsvolumen von Finanzprodukten betragen ein Vielfaches des Welt-Bruttoinlandsprodukts. Die moderne Geldwirtschaft ist einem Spielcasino gleich organisiert. Das zum Verteilen verfügbare Kapital ist auf unterschiedliche Spieltische aufgeteilt, an denen Geld gegen Finanzprodukte eingetauscht wird. An den einen wird Geld gegen Aktien getauscht, an anderen Tischen Geld gegen Anleihen, an wieder anderen werden Derivate gegen Geld getauscht oder auch Geld gegen Geld in form von Devisen. Sobald die Geldbesitzer mit ihrem Geld von einem Tisch zum anderen wechseln, fallen die Tauschkurse am verlassenen Tisch. Am Tisch mit dem Geldzustrom steigen die Kurse. Es ist ein System kommunizierender Röhren. Der Geldstand in den einzelnen Röhren verändert sich ständig, das Gesamtvolumen im Casino Finanzwirtschaft ändert sich nur, wenn Geld aus der Realwirtschaft hinzukommt oder an diese abfließt.
Diese wenig akzeptierte und oft bestrittene Tatsache wird verdeutlicht durch eine Betrachtung des Handels mit Aktien:
Drei Personen A, B, C verfügen über jeweils 1.000 Euro.
Gesamtwert: A, B, C je 1.000 Euro = 3.000 Euro.
Ein Unternehmen AG gibt im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Aktien zum Kurs von 100 Euro aus, um damit die Entwicklung neuer Produkte zu finanzieren. A kauft für 500 Euro fünf Aktien von Unternehmen AG.
Gesamtwert: A hat 500 Euro + AG mit 500 Euro + B, C mit je 1.000 Euro = 3.000 Euro.
AG kündigt den Verkauf der neuen Produkte an, der Kurs steigt, B kauft die fünf Aktien von A zum Preis von 750 Euro.
Gesamtwert: A hat 1.250 Euro + B mit 250 Euro + C mit 1.000 Euro + AG mit 500 Euro = 3.000 Euro.
AG teilt mit, dass Produkte wegen technischer Mängel nicht verkaufbar sind, der Kurs der Aktie bricht ein. C kauft die fünf Aktien von B für 250 Euro.
Gesamtwert: A hat 1.250 Euro + B mit 500 Euro + C mit 750 Euro + AG mit 500 Euro = 3.000 Euro.
Durch Handel mit Aktien werden keine neuen Werte geschaffen. Dieses gilt für alle Arten der heute von der Finanzindustrie als Finanzinnovationen angebotenen Produkte wie Derivate, Optionen, Zertifikate, Swaps u.a. ebenso wie für den Handel mit Devisen. Vorhandene Werte werden lediglich umverteilt. Wertzuwachs findet ebenso wie die Vernichtung von Werten nur in der Realwirtschaft statt. Durch Entwicklung und Produktion neuer Produkte schafft das im obigen Beispiel angeführte Unternehmen AG Mehrwert, welchen es durch Verkauf der Produkte realisieren und für weitere Investitionen oder Ausschüttung an Investoren verwenden kann. Wird das Unternehmen wegen Erfolglosigkeit liquidiert, ist das eingesetzte Kapital vernichtet worden.
Tipp: Sie können diese Tatsache auch in Form eines Gesellschaftsspiels nachvollziehen. Jeder Spieler erhält zu Beginn des Spiels eine definierte Summe Spielgeld. Ein Spieler ist Unternehmer, alle anderen sind Investoren. Der Unternehmer verkauft zu Beginn des Spiels Aktien an die Investoren. Diese handeln dann untereinander mit diesen Aktien. Egal wieviel gehandelt wird, der Wert des im Spiel befindlichen Geldes wird nicht verändert. Sie können die Handelsgüter ergänzen durch Derivate, Optionen, Zertifikate oder Devisen - das Ergebnis bleibt gleich.